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Wie du als Bikepacker warm, trocken und glücklich durch den Winter kommst

Text: Kait Boyle
Fotos: Kurt Refsnider

Nach ein paar dauerhaft verschneiten Wochen, klarte das Wetter in Idaho auf und verwandelte sich in ein trockenes und kaltes Hochdruckgebiet.

Während die meisten professionellen Radfahrer für ein Winter Trainingslager in den Süden fliehen, reiste mein Freund und Teammitglied Kurt Refsnider Richtung Norden nach Idaho, um an dem Fat Pursuit Fatbike Rennen teilzunehmen und sein winterliches Training zu absolvieren. Unsere Philosophie, als professionelle Athleten, war es unser Training abwechslungsreich, interessant und ansprechend zu gestalten, sowie die winterlichen Verhältnisse zu nutzen, um neue und andere Erfahrungen zu sammeln.

Da ich in einem kalten Wintergebiet in den nördlichen Rocky Mountains zu Hause bin, ist Fatbiking für mich eine großartige Ergänzung zum Ski- und Cross-Training.

In Kombination mit Übernachtungen, ist das winterliche Bikepacking eine wunderbare Möglichkeit, um Landschaften in einer anderen Jahreszeit zu erleben und Orte mit dem Rad zu bereisen, die ich sonst nicht befahren würde. Zusätzlich kann man durch das Pedalieren des schweren Fahrrads auf dem Schnee eine gute Grundfitness aufbauen. Die größte Hürde beim winterlichen Bikepacking ist es den kalten Bedingungen beim Campen gewachsen zu sein, um warm, trocken und glücklich zu bleiben. Ich würde niemanden zu einer mehrtägigen Erfahrung ermutigen, bei der man sich mit Kälte, Nässe und schlechter Laune umher schlagen muss. Daher möchte ich euch ein paar wichtige Tipps- und Tricks für das Bikepacking im Winter mit auf eure Reise geben, damit ihr warm, trocken und glücklich bleibt.

Die Temperatur und der Schnee sind die zwei ausschlaggebenden Faktoren, die die Bedingungen und Erfahrungen deines winterlichen Bikepacking Trips beeinflussen. Daher fasse ich euch in 5 Kategorien zusammen, wie ihr es schafft warm, trocken und glücklich durch den Schnee zu kommen:

Reise-/ Routenplanung:

Es ist am einfachsten, wenn man mit dem Fatbike auf festem Untergrund fährt. Daher macht es in der Regel Sinn, auf Strecken zu fahren, die von Schneemobilen oder Pistenraupen verdichtet wurden.

Plant eine Route ein, die regelmäßig von Schneemobilen oder Pistenraupen befahren wird und meidet Hochdruckperioden. Camping mag bei „wärmeren“ Temperaturbereichen verlockender erscheinen, allerdings verwandeln die kälteren Bedingungen die schneebedeckte Oberfläche in einen festen, befahrbaren Untergrund. Kalte und trockene Gegebenheiten sind ideal für das Bikepacking im Winter. Es ist einfacher, sich bei niedrigen Temperaturen warmzuhalten, als in langsamem, matschigem Schnee zu fahren oder zu wandern. Das Tempo variiert stark in Abhängigkeit von den Bedingungen und dem Gelände. 12 km/h sind schon schnell für ein beladenes Fatbike. Wenn man noch die Pausen mit einplant, können 4-7 km/h durchaus eine normale Durchschnittsgeschwindigkeit sein. Wenn man das bei der Planung beachtet und die tägliche Fahrtleistung dementsprechend anpasst, kann man die Fahrt auch genießen.

Was man mitnehmen muss:

Solange ich warm und trocken bleibe, bin ich glücklich (und auch keine Gefahr für mich selbst oder meine Gruppe). Selbst bei den besten Wettervorhersagen ist der Winter stets ein risikobehaftetes Umfeld, dem wir entgegenwirken können, wenn wir uns vor der Fahrt entsprechend darauf vorbereiten. Beim winterlichen Bikepacking genaustens auf jedes Gramm Gepäck zu achten, ist nicht der beste Ansatz. Meine persönliche Ausstattungsliste ist viel umfangreicher als die für sommerliches Bikepacking in den Bergen. Je nach Wetterbericht kann die Liste minimal abweichen.

Fahrrad packen:

Während Bikepacking nicht das gleiche technische Fahrniveau erfordert, wie man es sonst auf dem Trail kennt, fordert dich eher das Verhalten des Rades auf der schneebedeckten Oberfläche. Der Schnee ist in der Regel holprig, von Schneemaschinen zerfurcht und kann durch fehlende Verdichtung, Sonne oder Wind schnell weich werden. Es ist besonders wichtig, dass die Front des Bikes so leicht wie möglich ist. Das Mehr an Kleidung und Camping-Zubehör gestaltet das Packen etwas anspruchsvoller als im Sommer.

 

Als Erstes bringt man die unverzichtbaren Gepäckträger und Fahrradtaschen an. Der hintere Gepäckträger bietet reichlich Platz für den größten Teil der Ausrüstung, sodass man den Lenker für die leichte, aber sperrige Isomatte verwenden kann. Ich packe meinen Schlafsack und meine Schlafkleidung in einen großen wasserdichten Beutel, den ich an meinen Gepäckträger schnalle. Dann kommen meine Kleidungsstücke für den Tag (Puffer-Jacken, zusätzliche Handschuhe, Softshell-Jacke) und andere Campingausrüstung (wie Kochtopf, Erste-Hilfe-Material, Flickzeug, Brennmaterial) in die Radtaschen.

 

In meiner Rahmentasche verstaue ich die Nahrung. Das Wasser befindet sich sowohl in Thermoskannen an meinem Unterrohr, sowie in meinen Nahrungstaschen. Ich rolle meine Isomatte um die Zeltstangen oder den Zeltkörper, um einen weiteren leichten, aber sperrigen Gegenstand auf der Vorderseite zu transportieren.

Warm und trocken bleiben:

Eine der wichtigsten Aspekte beim Bikepacken (und Fatbiken) ist, deine Körpertemperatur im Griff zu haben. Ein aktives An- und Ausziehen von Kleidungsstücken ist ausschlaggebend, um eine komfortable Temperatur zu halten und nicht zu sehr zu schwitzen oder auszukühlen. Sobald du anfängst zu frieren, ist das Risiko hoch, schneller auszukühlen und sich eine Unterkühlung oder Erfrierungen zuzufügen. Wenn man zu sehr schwitzt, wird die Haut und die Kleidung nass und man kühlt schneller aus, wenn man sich nicht bewegt.

 

Ich habe meine zusätzliche Kleidung immer griffbereit und ziehe eine weitere Schicht an, wenn eine Abfahrt bevor steht, ich stehen bleibe oder mir kalt wird. Ebenso wichtig ist es auf den eigenen Körper zu hören und eine Schicht auszuziehen bevor man anfängt zu schwitzen. Das gilt auch für meine Handschuhe und meine Mütze. Pogies sind ein großartiger Ort, um zusätzliche Handschuhe oder die Mütze während der Fahrt zu verstauen. Am Campingplatz angekommen, ziehe ich alle warmen, isolierenden Schichten über meine Radfahrkleidung und lasse durch meine Körperwärme meine Basisschichten wärmen und trocknen. Ich schlafe in meinen geliebten Socken und verstaue alle feuchten Socken, Handschuhe, Überschuhe oder Zusatzschichten in meinen Schlafjacken oder -säcken, damit sie im Camp und/ oder über Nacht trocknen.

Essen und Wasser

Heiße Getränke und köstliche, kalorienreiche Speisen schüren das innere Feuer und tragen ebenso positiv zu deinem Wohlbefinden bei.

Heißer Kakao ist 100000x besser als normales Wasser, wenn du im Winter Fahhrad fährst und campst. Ein Schokoriegel, frisches Gebäck oder eine warme Mahlzeit mit ein wenig zusätzlicher Butter halten wärmer und machen glücklicher, als ein Müsliriegel oder herkömmliche Sportnahrung. Kochen und Ernährung im Winter ist ein ganz eigenes Thema, das in seiner großen Vielfalt erforscht werden kann. Das richtige Essen trägt zufriedenstellend und erfolgreich zum Trip bei und leistet einen großen Beitrag als Wärmequelle und zur Glückseligkeit.

Zur Vorbereitung

auf die erste Bikepacking Reise empfehle ich den Leuten ihr Rad zu beladen und eine Tagestour zu machen, um ihre Systeme zu testen. Plant danach eine kurze Übernachtung mit geringem Aufwand und ohne Route oder zusätzlicher Abgeschiedenheit, um sich voll und ganz auf das Camping konzentrieren zu können. Sobald ihr euch mit dem Tragen eurer Kleidungsschichten, den Systemen, dem Packen des Rades, dem Umgang mit eurer Körpertemperatur und euren Winter-Camping-Fähigkeiten vertraut gemacht habt, steht euch eine ganz neue Welt auf dem Fahrrad bevor.

Tanner